Ernährung bei Lipödem
So groß wie die Vielfalt an Lebensmitteln ist, so groß ist auch die Auswahl an Ernährungstipps. Ernährung sollte in erster Linie gesund sein und genießen bedeuten. Abnehmen sollte dabei kein ständiges Thema sein. Kurzfristige Crash-Diäten sind besonders für die Ernährung bei Lipödem nicht zu empfehlen. Wenn du dich bewusst und gesund ernähren möchtest, ist eher eine langfristige Ernährungsumstellung und einen gesunden Lebensstil sinnvoll, den du ohne Anstrengung und Druck gut umsetzen kann. So kannst du evtl. auch deine Schmerzen reduzieren, wodurch du wieder aktiver wirst und mehr Lebensfreude hast.
Welche Ernährung passt zu dir?
Viele Betroffene haben Erfolge mit bestimmten Ernährungsformen und fühlen sich wohl damit. Welche Effekte spezielle Ernährungsansätze bei Lipödem erzielen kann, ist noch nicht abschließend geklärt. In verschiedenen Studien wurden positive Wirkungen durch eine bestimmte Ernährung beim Lipödem nachgewiesen. Im Folgenden werden mehrere davon vorgestellt, damit du die Passende für dich finden kannst, die dir schmeckt und die du gut in deinen Alltag integrieren kannst.
Low-Carb und ketogene Ernährung bei Lipödem
Wer die Aufnahme von Kohlenhydraten stark einschränkt, erhofft sich meist gesundheitliche Vorteile. Aber was bedeutet Low-Carb oder Keto und wie wirkt sie sich beim Lipödem aus?
Low-Carb bedeutet wenig Kohlenhydrate. Bei der ketogenen Ernährung handelt es sich um eine fast kohlenhydratfreie, dafür aber recht fettreiche Kost. In Deutschland, Österreich und der Schweiz liegt der empfohlene Kalorienanteil durch Kohlenhydrate bei gut 50 %, die WHO empfiehlt sogar 55-75 %. Bei Low-Carb liegt sie meist bei ca. 25 %, bei ketogener Ernährung bei 5 %. Die Grenze zwischen Low-Carb und ketogener Diät ist nicht eindeutig definiert. Zu den kohlenhydratarmen Ernährungsformen zählen auch die Atkins-, New York-, Paläo-, Dukan-Diät und viele andere.

Vorteile: Kurzfristig stellt sich der Energiestoffwechsel deines Körpers vom Kohlenhydrat- auf den Fettstoffwechsel um. Dazu spaltet deine Leber Fette zu Ketonkörpern, daher auch die Bezeichnung „ketogene Ernährungsform“. Fette sorgen für ein intensiveres Sättigungsgefühl als (lösliche) Kohlenhydrate.
Nimmt man mit Low-Carb denn besser ab? Die Lage der Langzeitstudien ist hier ungenügend. Eine kalorienreduzierte Low-Carb Ernährung scheint nicht empfehlenswerter als eine ausgewogene kalorienreduzierte Ernährungsform.
Eine Ernährungsstudie untersuchte den Einfluss einer therapeutischen ketogenen Ernährung bei Lipödem. Hier zeigten sich gelinderte Symptome des Lipödems. Allerdings weisen einige Studien auf negative gesundheitliche Auswirkungen durch eine hohe Konzentration an Ketonkörpern im Blut hin. Andere Studien belegen ein erhöhtes Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen durch kohlenhydratarme Kost. Vor allem eine auf tierischen Fetten basierenden Ernährung ist kritisch zu bewerten. Daher solltest du diese Art von Ernährungsumstellung nur in ärztlicher Rücksprache oder im Rahmen einer Ernährungsberatung abklären.
Tipp:
Ernährungsberatungen können von der Kasse bezuschusst werden. Erkundige dich einfach bei deiner Kasse, ob dies bei dir der Fall ist!
Anti-entzündliche Ernährung bei Lipödem

Lebensmittel, die reich an Antioxidantien, gesunden Fetten und Ballaststoffen sind, unterstützen nicht nur deine allgemeine Gesundheit, sondern helfen auch, entzündliche Prozesse im Körper zu reduzieren. Dazu zählen beispielsweise frisches Obst und dunkelgrüne Blattgemüse, fettreicher Fisch, Nüsse, Samen sowie volle Getreide. Gewürze wie Kurkuma und Ingwer haben ebenfalls nachweislich entzündungshemmende Wirkungen.
Diese Nahrungsmittel können nicht nur die Gewichtsregulation fördern, sondern auch Schmerzen und Schwellungen verringern. Eine ausgewogene Zufuhr von Omega-3-Fettsäuren z. B. aus Lachs oder Makrele wirkt entzündungshemmend und hat einen positiven Effekt auf das lymphatische System. Viele Beeren sind reich an Antioxidantien, viele Gemüsesorten bieten entzündungshemmende Vitamine. Verarbeitete Lebensmittel und Zucker können hingegen Entzündungen begünstigen.
Auch wenn es nicht eindeutig nachgewiesen ist, gehen viele davon aus, dass entzündliche Prozesse an der Lipödem-Symptomatik beteiligt sind. Indem du gezielt anti-entzündlich isst, unterstützt du deinen Körper dabei, dein allgemeines Wohlbefinden zu steigern und eventuell auch die Symptome des Lipödems zu lindern.
Bitte kläre eine Ernährungsumstellung mit deiner Ärztin, deinem Arzt oder im Rahmen einer Ernährungsberatung ab und experimentiere danach einfach selbst. Gerne kannst du uns deine Erfahrungen mit anti-entzündlichen Nahrungsmitteln mitteilen.
Tipp:
Du brauchst Unterstützung auf dem Weg zu deiner neuen Ernährungsform mit Lipödem? Neben Ernährungsberatung und psychologischer Hilfe gibt es auch viele Lipödem-Coaches, die dich auch beim Thema Ernährung persönlich unterstützen.
Mediterrane Ernährung und Lipödem
Diese Ernährungsform geht auf die Ernährung bis Mitte der 1960er Jahre in Mittelmeerregionen zurück, in denen Oliven angebaut wurden. Darunter versteht man eine ballaststoffreiche Mischkost mit frischen Zutaten. Auf dem Speiseplan stehen viel Gemüse und Olivenöl, außerdem Hülsenfrüchte, Fisch, Obst, wenig weißes Fleisch und Milchprodukte, selten Eier.
Mit dieser Ernährungsform kannst du dich auf einige belegte gesundheitliche Vorteile freuen. Du kannst Herz-Kreislauf-Erkrankungen vorbeugen, deinen Blutzuckerspiegel senken, Entzündungsprozesse hemmen und das Demenzrisiko reduzieren.
Eine Studie der Universität Rom beurteilte die Wirksamkeit einer vierwöchigen modifizierten mediterranen Diättherapie auf die Gesundheit der Teilnehmerinnen mit Lipödem genauer.

Die Ergebnisse zeigten, dass sich sowohl das Körpergewicht als auch die Umfänge der oberen und unteren Extremitäten aufgrund des Kaloriendefizits verringerten. Außerdem konnten die Probandinnen einfache Alltagsaktivitäten mit weniger Ermüdung, Schmerzen und Angst verrichten.
Dass sich mit dieser Ernährung und der damit einhergehenden Gewichtsreduktion Symptome lindern lassen, gibt allen Lipödem-Patientinnen Grund zur Hoffnung. Die mediterrane Ernährung könnte auch für dich die richtige sein. Trotz allem sollte jede neue Ernährungsform mit einer Ärztin, einem Arzt oder innerhalb einer Ernährungsberatung abgeklärt werden, da jeder Mensch individuell ist und daher eine speziell auf sich abgestimmte Ernährungsform bzw. Ernährungsumstellung benötigt.
Vegetarische und vegane Ernährung bei Lipödem

Eine vegetarische Ernährung bedeutet, weder Fisch noch Fleisch zu verzehren. Vegan heißt, komplett auf tierische Produkte zu verzichten. Die Meinungen dazu sind vielfältig. Doch welchen Einfluss haben diese Ernährungsformen auf das Lipödem? Einige Patientinnen mit Lipödem berichten von positiven Effekten auf ihre Symptome. Die vegetarische oder vegane Kost kann vorteilhaft sein, da sie oft reich an Ballaststoffen und arm an gesättigten Fetten ist. Pflanzliche Lebensmittel wie Obst, Gemüse, Hülsenfrüchte und Vollkornprodukte unterstützen die allgemeine Gesundheit und können Entzündungen im Körper reduzieren.
Eine Studie des Ärzteausschusses für verantwortungsvolle Medizin konnte zeigen, dass die vegane Ernährung beim Abnehmen hilft und die Insulinempfindlichkeit sowie Bakterienvielfalt erhöht. Dies sind Faktoren, die sich positiv auf die Gesundheit von Frauen mit Lipödem auswirken können.
Vor einer Ernährungsumstellung solltest du mit einer Ernährungsberatung zusammenarbeiten oder dir Rat in deiner Hausarztpraxis holen. So kann sichergestellt werden, dass alle Nährstoffe weiterhin abgedeckt sind. Denn vor allem bei veganer Kost kann es schnell zu Nährstoffmangel kommen. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung rät Schwangeren, Kindern und Jugendlichen von der veganen Ernährungsform ab. Die ausreichende Versorgung mit z. B. Vitamin B12, Eiweiß, Vitamin D, Eisen und Jod kann schwierig sein. Für manche Nährstoffe gibt es gute alternative Lebensmittel wie beispielsweise Leinsamen, Chiasamen und Walnüsse für Omega-3-Fettsäuren oder Bohnen, Linsen und Nüsse für Proteine.
Mit einer bewussten und ausgewogenen vegetarischen oder veganen Ernährung kannst du nicht nur dir selbst, sondern auch der Umwelt etwas Gutes tun. Probiere es selbst aus, womit du dich wohlfühlst.
Intervall-Fasten mit Lipödem
Als Methode zur Verbesserung der allgemeinen Gesundheit und zur Gewichtsreduktion erfreut sich Intervallfasten großer Beliebtheit. Für Menschen mit Lipödem kann Intervallfasten ebenfalls eine interessante Option sein, Symptome zu lindern und sich einfach besser zu fühlen.
Intervallfasten, auch intermittierendes Fasten genannt, ist ein Ernährungsmuster, das sich durch abwechselnde Phasen des Essens und Verzichts auszeichnet. Es gibt verschiedene Methoden, wobei die 16/8-Methode (16 Stunden fasten, 8 Stunden essen) die populärste ist. Während der Fastenphase wird auf feste Nahrung verzichtet, erlaubt sind kalorienfreie Getränke. In der Essensphase kann man sich ausgewogen mit viel Gemüse, Obst, gesunden Fetten und Proteinen ernähren.

Durch das Fasten kommt es zu biochemischen Veränderungen im Körper, z. B. zu einem verbesserten Zucker- und Fettstoffwechsel. In der Fastenphase kommt es zu einer Art Reinigungsprozess in den Zellen (Autophagie). Beides kann das Altern verlangsamen – ein willkommener Nebeneffekt! Es werden entzündungshemmende Stoffe ausgeschüttet. Außerdem stärkt das Fasten dein Immunsystem und macht dich resistenter gegen oxidativen Stress. In Bezug auf das Lipödem kann Intervallfasten unterstützen, Symptome zu lindern, dein Körpergewicht zu regulieren und dein allgemeines Wohlbefinden zu steigern. Intervall-Fasten kann dir langfristig eine Struktur geben. Die Fastenphase wird dann zur Normalität. Falls du nach einer Eingewöhnungsphase allerdings immer noch ein sehr starkes Hungergefühl in der Fastenphase hast, ist das Intervall-Fasten vielleicht nicht das Richtige.
Bevor du mit dem Intervallfasten beginnst, solltest du unbedingt Rücksprache mit deiner Ärztin, deinem Arzt oder im Rahmen einer Ernährungsberatung halten – vor allem bei Vorerkrankungen wie niedrigem Blutdruck oder Stoffwechselerkrankungen. Es ist entscheidend, auf den eigenen Körper zu hören und die Fastenintervalle entsprechend anzupassen, um negative Auswirkungen zu vermeiden.
Gesundes Gewicht mit Lipödem
Viele verknüpfen das Thema Ernährung automatisch mit dem Körpergewicht. Aber welches Gewicht ist gesund? „Auf den eigenen Körper hören!“, das empfiehlt Dr. Margareta Büning-Fesel, die Leiterin des Bundeszentrums für Ernährung (BZfE). Denn jeder Mensch ist anders. Das bedeutet vor allem, dass es wichtig ist darauf zu achten, was einem wirklich guttut.
Für Lipödem-Betroffene kommt oft die Fragen auf: „Welches Gewicht tut mir gut?“ und „Kann ich denn überhaupt abnehmen?“. Die Antwort darauf lautet: „Ja“. Auch mit Lipödem ist es möglich, „normales“ Übergewicht durch ein Kaloriendefizit abzunehmen. Durch eine Gewichtsreduktion kannst du deinen allgemeinen Gesundheitszustand verbessern und evtl. deine Schmerzen reduzieren. Allerdings gibt es keine Garantie dafür.
Nachdem die meisten Frauen mit Lipödem bereits vergeblich gegen ihr Lipödem-Fett angekämpft haben und häufig versuchen, ihr Gewicht zu reduzieren, haben einige ein ungesundes Verhältnis zum Essen oder sogar eine Essstörung entwickelt. Daher unser Appell an dich:
Lass dich von BMI & Co. nicht verrückt machen und finde dein Wohlfühl-Gewicht!
Mehr dazu findest du auf unserer Seite Abnehmen mit Lipödem.