
Liebe Mitkämpferinnen,
meine Diagnose Lipödem ist noch ganz frisch. Deswegen möchte ich euch gleich teilhaben lassen, wie es dazu kam und wie es mir damit erging. Vielleicht gibt es die eine oder andere Leserin, die bisher auch nichts von ihrer Krankheit weiß. Bei mir waren es über zwanzig Jahre …
Constanze
Bloggerin
An den ersten Augenblick, als ich von der Krankheit Lipödem hörte oder las, kann ich mich nicht genau erinnern. Aber ich weiß, wo es war – auf meiner neuen Arbeit. Auch wenn es unglaublich ist, aber ich arbeite seit letztem Jahr bei Juzo. Ich bin im Marketing und habe mich vom ersten Tag an mit den Krankheiten und Patient*innen befasst, die meine Firma mit Kompressionsbekleidung versorgt. Im Nachhinein ist es einfach ein riesiger, glücklicher Zufall, dass gerade ich, die vorher noch nichts vom Lipödem gehört hatte, mich hier beworben hatte.
Nun aber wieder zum Anfang, der von einem Stutzen geprägt war. Von einem inneren „hm…?“, von einer Neugier auf mehr Informationen. Konnte das sein? Mein unförmiger Körper ist ein Krankheitsbild? Aber Beschwerden hatte ich nicht. Oder doch? Ich bin wohl nicht allein damit, dass ich Kleinigkeiten nicht besonders beachtet hatte, die erst in der Retrospektive verdächtig sind. Ja, blaue Flecken habe ich öfter mal. Ja und? Mit drei kleinen Jungs daheim geht es manchmal wild zu. Besenreiser – sind bei meinem Übergewicht nichts Unnormales. Cellulite – das muss ich wie viele andere Frauen wohl akzeptieren, genauso wie die kalten Beine. Und dass ich trotz mehrmaligem Abnehmen von bis zu 35 kg am Oberkörper normalgewichtig war und meine Hosen immer noch Größe 46 hatten, erklärte ich mir mit Pech. Bei der Verteilung der Körperformen habe ich wohl als Letzte wählen dürfen. Alles konnte ich mir irgendwie erklären. Gelitten habe ich trotzdem – vor allem in meinen Zwanzigern.
Körperliche Schmerzen wie den klassischen Druckschmerz hatte ich nicht. Zumindest nicht, dass er mir bewusst gewesen wäre. Aber sobald ich den Lipödem-Verdacht hatte, bemerkte ich Situationen, die wohl nicht normal waren. Wenn mein einjähriger Sohn auf meinem Schoß stehen will, vermeide ich das. Als reine Seitenschläferin schlafe ich seit einiger Zeit häufiger auf dem Rücken. Meide ich da unterbewusst die unangenehm werdende Seitenlage? Natürlich probierte ich auch aus, ob meine Oberschenkelaußenseite empfindlicher war als die Innenseite. Die eindeutige Antwort war: ja. Meine Selbstdiagnose stand fest: Lipödem. Aber wie finde ich das, wenn es wirklich so ist? Ich brauchte eine richtige Diagnose.
Mein Hausarzt schickte mich zu dem Lymphologen, den mir auch schon eine Kollegin empfohlen hatte. Nach intensiver Internetrecherche mit vielen positiven Erfahrungsberichten war ich erleichtert und zuversichtlich. Bei der Terminvereinbarung wurde ich auf die 50 Euro für den Ultraschall hingewiesen. Klar war ich bereit, für die Diagnose etwas Geld zu zahlen. Aber trotzdem frage ich mich bis heute, warum die Kasse das nicht zahlt. Es ist die einzige Möglichkeit, etwas zu messen, um die Diagnose zu stützen. Der Tag war gekommen und ich saß im Behandlungszimmer. Der Arzt war ruhig. Ich auch. Meinen Verdacht konnte er gleich teilen. Die Diskrepanz zwischen Hüfte und Taille sei direkt sichtbar. Inhaltlich wusste ich einiges über die Krankheit und konnte von den relevanten Symptomen erzählen. Meine Beschwerden sind nicht dramatisch, aber nicht mehr zu ignorieren. Nach dem Gespräch vermaß er mich, überprüfte mein Gewebe hinsichtlich Struktur, Schmerzempfindlichkeit und Flüssigkeitseinlagerung, machte den Ultraschall und stellte dann die Diagnose: Lipödem Stadium 2. Ohne Lymphödem. Die Arme sind nicht betroffen. Ich war sehr gefasst und auf eine Weise erleichtert. Jetzt hatte ich Gewissheit und kann etwas tun, um eine Verschlechterung, die früher oder später kommen wird, zu verlangsamen und vielleicht sogar aufzuhalten.
Verschrieben hat mir der Arzt Kompressionsleggins. Im Moment warte ich auf meine erste Versorgung. Bin sehr gespannt, wie es wird. Davon erzähle ich euch beim nächsten Mal.
Habt ihr auch den Verdacht, ein Lipödem zu haben? Oder hat es bei euch auch so lange mit der Diagnose gedauert? Ich freue mich auf eure Kommentare.
Liebe Grüße
Eure Constanze
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