
Liebe Leserinnen, liebe Leser,
wie findet man einen guten Arzt bzw. eine gute Ärztin? Vor allem dann, wenn man über zehn Jahre eine erfahrene, sehr gute Ärztin an seiner Seite hatte?
Als ich nach mehreren Hinweisen von außen abklären lassen wollte, ob ich denn nun wirklich ein Lipödem habe, hat mir eine Bekannte den Namen und die Telefonnummer ihrer Phlebologin gegeben. Dort habe ich angerufen und einen Termin bekommen. Allein das ist aus heutiger Sicht schon fast Glück. Denn nur kurze Zeit später wurden in dieser Praxis keine neuen Patientinnen mehr aufgenommen. Noch glücklicher schätzen darf ich mich, weil genau diese Ärztin eine Spezialistin im Bereich Lipödem ist. Sie beschäftigt sich schon viele Jahre mit dem Krankheitsbild, hat Einblicke in die Forschung, bildet sich ständig fort und hat an der Leitlinie zum Lipödem mitgearbeitet.
Diese Phlebologin hat bei mir vor zehn Jahren die Diagnose Lip-Lymphödem gestellt und mich anschließend durch das Selbstmanagement und auch durch die Vor- und Nachsorge der Liposuktionen begleitet. Sie hat meine Fragen beantwortet, sich immer viel Zeit genommen, mich motiviert und inspiriert, mir mit Rat und Tat zur Seite gestanden. Manchmal hat sie mir ein bisschen in den Hintern getreten – auf wohlwollende Weise. Ohne sie wäre ich nicht da, wo ich heute bin. Vermutlich wäre ich nicht so gefestigt in der KPE und dem Selbstmanagement, wäre nicht als Frauensache-Botschafterin für die Aufklärung zum Thema Lipödem aktiv und würde mich in meinem Körper immer noch fremd fühlen. Ich habe mich bei ihr verstanden, gut aufgehoben und betreut gefühlt. Weder von ihr noch von ihren wunderbaren Assistentinnen hat es je abwertende Blicke oder blöde Kommentare beim Vermessen, Wiegen und untersuchen gegeben.
Vor einigen Wochen, bei meinem halbjährlichen Kontrolltermin, sagte sie mir dann, dass sie aufgrund von Vorgaben der gesetzlichen Krankenkassen ihren Kassensitz zum Quartalsende abgeben muss. Sie hätte bereits eine Verlängerung in Anspruch genommen und lange nach einer passenden Nachfolgerin gesucht. Leider ohne Erfolg. Ihre Praxis bleibt bestehen, allerdings nur noch für Privatpatienten. Da ich gesetzlich versichert bin, kann sie mich somit nicht weiter betreuen. Sie hat mich dann kurz vor dem Quartalsende noch mit einer Verordnung für zwei Kompressionsversorgungen und einem Rezept für Lymphdrainage ausgestattet, damit ich etwas Zeit gewinne, um einen neuen Arzt zu finden. Ich habe mich mit einem kleinen persönlichen Geschenk von ihr und ihrer Assistentin verabschiedet. Mir war es wichtig, danke zu sagen für die zehn Jahre, denn das alles empfinde ich nicht als selbstverständlich.
Ich sage es gleich, die Suche nach einer neuen Ärztin läuft noch immer. Denn ich bin ja nicht die einzige Patientin aus der Kartei meiner Ärztin, die nun einen neuen behandeln Phlebologen sucht. Ich habe mich in meinem Netzwerk umgehört, ob jemand einen Arzt in meinem Umkreis empfehlen kann, der gesetzlich Versicherte betreut und auch noch neue Patienten aufnimmt. Mit meiner Krankenkasse habe ich telefoniert, ob sie mir bei der Suche behilflich sein können. Die Krankenkasse hat mich an die Arztsuche 116 117.de verwiesen. Da bin ich leider nicht weitergekommen. Ich bin dran und suche weiter. Momentan geht es meinen Beinen soweit gut. Mit meinen Kompressionsversorgungen komme ich über die nächsten Monate und auch das Rezept für die Lymphdrainage läuft noch einige Zeit.
Natürlich wäre es mir am liebsten, wenn die Praxis meiner Phlebologin einfach anrufen würde, um einen Termin mit mir zu vereinbaren, weil sie doch wieder Kassenpatienten behandeln können. Das ist halt nur Wunschdenken. Ob ich eine neue Phlebologin bzw. einen Phlebologe finde und mir diese dann genauso kompetent erscheint, mich und meine Bedürfnisse versteht und mir genauso sympathisch ist, das weiß ich nicht. Inzwischen habe ich mich darauf eingestellt, dass ich gewisse Abstriche machen werden muss. Dass ich vielleicht eine längere Anfahrt habe, dass ein anderer Arzt sich nicht so viel Zeit nimmt, dass ich meine ungewöhnlich zusammengestellte Kompressionsversorgung diskutieren muss, dass mich eine Arzthelferin mal doof anguckt beim Vermessen und Wiegen. Ohne regelmäßige Kontrolle des Lipödem, des Lymphödem und der Krampfadern im linken Bein geht es aber auch nicht. Ich muss für mich und meine Gesundheit einstehen. Die Suche nach einer neuen Ärztin ist ein Teil davon und manchmal ist in mir eine kleine Optimistin, die sagt: warte doch mal ab, vielleicht wirst du ja auch positiv überrascht.
To be continued…
Alles Liebe, Britta
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2 Antworten
Liebe Bettina,
Die Suche nach einem guten Phlebologen,der sich mit Lipödem auskennt, kenne ich auch nur zu gut. Bin vor 2 Jahren umgezogen und habe hier vor Ort jemanden gesucht. Kontrolle bietet diese Praxis alle 2 Jahre an. Eine Versorgung habe och bekommen, aber es war mehr ein schnelles abarbeiten als betreuen. Leider nehmen auch hier die meisten Phlebologen nur noch private Patienten. Ein Trauerspiel!
Liebe Britta,
Die Ärzt*innen-Suche ist wirklich so schwer. Ich habe auch noch immer keinen vernünftigen Phlebolog*in, der mich so unterstützt, wie deine alte Phlebologin es tat. Sich gesehen und gewertschätzt und vor allem nicht alleine zu fühlen ist echt sehr schwer. Ich drücke uns die Daumen, dass wir bald jemand neues für uns finden.